Haselwander

Friedrich August Haselwander

(1859-1932)

Friedrich August Haselwander

Unsere Schule trägt seit den dreißiger-Jahren des letzten Jahrhunderts den Namen des wohl berühmtesten Offenburgers, nämlich des Erfinders Friedrich-August Haselwander.

Wer war Friedrich August Haselwander ?

Er erfand vor 133 Jahren die moderne Drehstrommaschine und hatte dennoch kein Glück damit: Friedrich August Haselwander. Den Offenburger machte ein verlorener Patentstreit zu einem betrogenen Genie.

In der mechanischen Werkstätte der Firma Bilfinger herrscht emsige Betriebsamkeit. Friedrich August Haselwander prüft immer wieder die Wicklungen seiner neuen elektrischen Maschine. „Wird schon klappen, Herr Ingenieur“ versucht Elektrotechniker Georg Beyle den etwas nervösen Haselwander zu beruhigen. Denn nur noch wenig Zeit bleibt bis zum 12. Oktober 1887, dem Tag, an dem die neue Maschine in der Hutfabrik der Firma Adrion in der verlängerten Wilhelmstraße zum ersten mal laufen soll, nein, laufen muss. Ausprobieren kann der Offenburger seine neueste Errungenschaft nicht. Heute, 133 Jahre später, wissen wir, dass Haselwanders Lampenfieber unbegründet war. Auf Anhieb lief die erste moderne Drehstrommaschine der Welt.

Damit hatte Friedrich August Haselwander bewiesen, dass seine Theorie vom dreiphasigen Wechselstrom, der am 21. Juli 1887 zum Patent angemeldet wurde, stimmte und praktischen Nutzen hatte. Und was für einen: Ohne Dreiphasentechnik wäre der elektrische Strom nicht zu jenem heute unentbehrlichen Helfer der Wirtschaft geworden. Ohne diese Technik gäbe es heute kein europaweites Strom-Verbundnetz.

Das konnte freilich der Patentbeamte im kaiserlichen Berlin 1887 nicht ahnen. Überhaupt hat der biedere Sachbearbeiter nicht viel von Elektrotechnik verstanden. Er verkennt ganz offensichtlich die Tragweite der Haselwanderschen Erfindung und weist das Patentgesuch anfangs zurück. Erst zum 30. Juni 1889 erteilt Berlin das Patent.

Haselwander hatte nicht lange seine Freude daran gehabt. Es hagelte Einsprüche, denen das Patentamt stattgab. Pech für den Offenburger, dass Berlin die wesentlichen Unterschiede zwischen seiner und anderen Erfindungen nicht erkannte. Sich auf einen Patentstreit einzulassen, dazu fehlte Friedrich August Haselwander schlicht das nötige Kleingeld. Denn der Streitwert war astronomisch hoch: 30 Millionen Mark. Die Großindustrie, die hinter der Auseinandersetzung steckte, hatte den ungeheuren wirtschaftlichen Nutzen des Drehstroms längst erkannt. Der arme Haselwander bleib auf der Strecke. Eine schwere Enttäuschung, die der gebürtige Offenburger niemals überwand.

Lange läuft auch seine erste Drehstrommaschine in der Hutfabrik Adrion nicht. Angeblich soll die Maschine die Telegrafenleitung stören. Kurzum untersagt die Post 1890 den weiteren Betrieb und verbietet auch eine stationäre Anlage. Aber immerhin läuft 1891 der Haselwander´sche Generator auf der großen elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt.

Jahrzehnte später, 1925, greift ein verbitterter alter Mann zur Feder: „Meine Drehstrommaschine steht, nachdem sie auf dem Prüfstande in Gang gewesen ist und sich als noch betriebsfähig erwiesen hat, zur Versendung bereit“, schreibt der inzwischen mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnete Haselwander. Empfänger ist das deutsche Museum in München. Bis heute steht dort im Ehrensaal der Elektrotechnik jene bahnbrechende Erfindung.

Jahre nach seinem Tod 1932 erkennen große Firmen wie AEG und Siemens seine Erfindung an und geben zu, dass er der Erbauer der ersten Drehstrommaschine war. Doch da war es zu spät. Auf dem Offenburger Friedhof hat man ihm zu Ehren eine Gedenktafel errichtet. Zudem ist eine Straße nach ihm benannt und die Gewerbeschule trägt seinen Namen. Was bleibt, ist das Goethewort auf Haselwanders Grab. „Die Tat ist alles, nichts der Ruhm.“

(Text: Michael Haß)

Chronik seines Lebens…

Foto zeigt das Geburtshaus von FAH in der Offenburger Hauotstraße
Am 18. Oktober 1859 wurde in diesem Haus in der Hauptstraße in Offenburg Friedrich-August Haselwander geboren

Nach seinem Studium an der Technischen Universität Karlsruhe beschäftigte sich Friedrich-August Haselwander in seiner kleinen Werkstatt in Offenburg intensiv mit der Übertragung elektrischer Energie. Dabei erkannte er schon früh die Vorteile beim Einsatz von Drehstrom .

Foto zeigt eine Skizze des Drehstromsystems von FAH

So entwickelte er den ersten funktionsfähigen Drehstrommotor der Welt. Dieser wurde in der alten Offenburger Hutfabrik praktisch eingesetzt und bewährte sich dort.

Das Foto zeigt den ersten von FAH entwickelten und gebauten Drehstrommotor
Das Foto zeigt die Patentschrift auf das Drehstromsystem

Nach langen Schwierigkeiten erhielt Haselwander 1891 ein Reichspatent auf das von ihm entwickelte Energieübertragungssystem mit Drehstrom, konnte aber seine Entwicklung nie wirtschaftlich umsetzen. Motoren nach seinem Prinzip halfen dann Weltkonzernen beim Aufstieg.

Das Foto zeigt eine Version des von FAH entwickeltne ersten kompressorlosen Ölmotors
Eine Aufnahme des kompressorlosen Ölmotors

Durch Ungerechtigkeiten und Unglück verbittert, wandte Haselwander sich danach der Entwicklung des ersten kompressorlosen Ölmotors zu, eine Variante des Dieselmotors. Auch darauf erhielt er ein Reichspatent. Die Wirren des 1.Weltkriegs verhinderten auch hier einen wirtschaftlichen Nutzen.

Das Foto zeigt Haselwander zusammen mit sein Drehstrommotor (Montage)

Ohne jemals von seinen bedeutenden Erfindungen profitieren zu können, wurde Friedrich-August Haselwander noch zum Doktor honoris causa der TU Karlsruhe ernannt, starb aber verbittert und enttäuscht schließlich am 14. März 1932. Sein Grab befindet sich in unmittelbarer Nähe der Gewerblich-Technischen Schule Offenburg auf dem alten Friedhof. Ihm zu Ehren trägt unsere Schule seit den 30er-Jahren seinen Namen.

Am 18. Oktober 2020 wäre Friedrich-August Haselwander 161 Jahre alt geworden